Von einer Publikumsgarderobe erwartet man, dass die Kleider übersichtlich und sicher aufgehängt werden können und genügend Pultbreite für wartende Besucher und für bereitgelegte Mäntel und Taschen zur Verfügung steht. Der Vorgang des Abgebens, des eindeutigen Zuordnens und Deponierens; hernach das Zurückfordern unter Vorweisen einer Nummer und das Entgegennehmen der privaten Garderobe kommt einem Tausch auf Zeit gleich.
Ort dieses Tauschs ist ein symbolischer Tisch oder Verkaufskorpus, der aus einer abgekanteten, schwarz lackierten Scheibe und einem darüber geschobenen Raumbügel aus ahornfurnierten Platten besteht. Nach vorn ist der schwarze Unterteil geschlossen, hinten ist er offen und stützt sich mit den Ecken auf schlanke, glänzende Metallbeine. Die stehende Scheibe bremst und gebietet ein klares „halt!“. Die helle Planke des fachartigen Raumbügels aber lädt ein, abzulegen. Seine geringe Tiefe reduziert die Distanz zwischen Besuchern und Garderobepersonal, der Tauschvorgang kann schnell und unkompliziert vor sich gehen.
Nun kommen die Überkleider im doppelten Sinn an den „Bügel“ und zwar an zwei rahmenartige, stählerne I-Profile, die, schwarz lackiert, zugleich einen Rahmen um die gesamte Garderobenanlage bilden. Sie grenzen diese vom übrigen Raum ab, deuten den genannten Binnenraum an, der zugleich auch der Schutzbereich für die aufbewahrten Kleider ist.
Die klar zeitgenössische gestalterische Maßnahme kommuniziert nicht auf der Stilebene, sondern auch auf der Strukturebene mit dem Bestand. Damit gelingt es, diesen in seiner Geschlossenheit zu wahren, aber den neuen Teilen genügend eigenen Raum zu lassen, dass sie zum Ganzen in Beziehung treten können.
Ort Wien 01
Status gebaut
Baujahr 1995
Typologie Kultur
Freiraumplanung -
Auftraggeber kunsthistorisches Museum Wien